Heidy | *1969
Therapeutin und Seminarleiterin
"Alles, was ich im Aussen sehe ist mein Spiegel. Leben meint es gut. Wenn ich nicht mehr weiter weiss, atme ich bewusst."
Meine Eltern waren beide Bergbauernkinder im Kanton Obwalden. Meine Mutter führte neben dem Haushalt Gelegenheitsjobs aus und mein Vater war ein einfacher Arbeiter. Als er mit nur 53 an einem Herzinfarkt verstarb, war ich 23 Jahre. Meine Mutter ist seitdem alleine geblieben. Ich war ein sehr fröhliches Kind mit viel Phantasie und wuchs mit einer grösseren Schwester auf. Später erfuhr ich, dass meine Mutter nach mir drei Totgeburten hatte. Meine Lieblingserinnerung ist, als Mädchen den Wind zu rufen wenn ich draussen spielte und meiner Puppe Susi stundenlang Geschichten zu erzählen. Als ersten Beruf lernte ich Servicefachangestellte, dies nur, weil wir kein Geld für die Hebammenschule hatten. Es war mein Glück im Unglück. Denn angeregt durch meine Chefin im Restaurant Bahnhöfli in Lungern, besuchte ich mit 17 Jahren meinen ersten Meditationskurs. Aus heutiger Sicht ist es eines der grössten Geschenke meines Lebens. Meditation liess mich nie mehr los. Ende zwanzig hatte ich genug Geld zusammengespart, um mich zur medizinischen Masseurin ausbilden zu lassen. Dies war der Beginn meiner heutigen Selbständigkeit. Die Praxis lief gut, ich heiratete und führte ein beschauliches Leben. Einzig mein Kinderwunsch ging nicht in Erfüllung. Meine ältere Schwester machte mich mit ihrem Nachwuchs zur Tante und Grosstante, und diese Rolle erfüllt mich bis heute sehr. Meine richtigen Lehr- und Wanderjahre begannen mit 36. Um genau zu sein am 5. Juli 2005. Ich war gerade im Begriff einzuschlafen, als mich ein „Blitz“ durchfuhr und spürte, dass meine Ehe vorbei war. Zwanzig gemeinsame Jahre waren einfach zu Ende. Darüber war ich traurig, aber ich wusste, es gab kein Zurück mehr. Ich schaltete bewusst ein „Trauerjahr“ ein und reiste alleine nach Tibet. Es wurde meine zweite Heimat und ich kehrte ausser zu Corona jährlich in den Himalaya zurück. Schicksalshafte Begegnungen und Erlebnisse führten mich dazu, in Sikkim ein Kinderheim zu gründen. Beruflich ging es stets bergauf. Ich bildete mich weiter und gab meine Erfahrungen und mein Wissen in Seminaren weiter. Meine Schwerpunkte sind Meditation, der bewusste Atem und „SUTS“ – Spiritueller Umgang mit dem Tod und Sterbebegleitung. Dazu leitete ich jährlich ein Meditationstrekking durch die Sahara. Ich war eine „Workaholic.“ 2013 trat Rainer, meine grosse Liebe, in mein Leben. Seinen Heiratsantrag im Herbst 2021, nahm ich mit grosser Freude an. Gut zwei Monate später ertastete ich einen Knoten in der Brust und die Abklärung erbrachte die Hiobsbotschaft: Hoch aggressiver Brustkrebs. Auf einen Schlag war alles anders und die Zeit blieb stehen. Geheiratet haben Rainer und ich zwischen zwei Chemotherapien im Januar 2021. Es war trotz Corona extrem berührend. Inzwischen habe ich die meisten Therapien und die OP hinter mir. Mein Ziel ist es, 2022 wieder richtig im Leben Fuss zu fassen und meine Tätigkeiten in der Praxis wieder aufzunehmen. Ich wohne heute im Kanton Obwalden in einem kleinen Chalet weit oberhalb vom Dorf. Dort wo sich wirklich Fuchs und Reh gute Nacht sagen. Heute schaue ich auf ein Jahr „Auszeit“ zurück, das mich tief läuterte und mich zur Erkenntnis brachte, dass Liebe und Meditation die allergrößten Geschenke des Lebens sind. 2021