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#2 Meine Bande

  • Autorenbild: Rose Marie Gasser Rist
    Rose Marie Gasser Rist
  • 14. Nov.
  • 2 Min. Lesezeit

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In Wien laufen viele Geschichten und Fäden zusammen. So war es mir eine Freude, die erste Novemberwoche in der Donaustadt zu verbringen und mit vielen neuen Eindrücken heimzukehren. Anlass der Reise war, dass ich Anne-Marie Deans Einladung folgte, mit der ich das Briefe-Projekt konzipiere. Sie ist ausgebildete Dare-to-Lead-Trainerin und lud zu einem Workshop zum mutigen Führen ein. Im Konzept von Brené Brown geht es darum, sich konstruktiv mit Verletzlichkeit und anderen mulmigen Gefühlen auseinanderzusetzen, um Menschen authentisch zu führen. Der Workshop gab mir wertvolle neue Impulse für die Gesprächsführung, Selbstwahrnehmung und Verantwortung im Umgang mit Klienten.


Ich traf Barbara Prinz, die ein Fan der Bernstein-Saga der ersten Stunde ist. Sie organisierte für mich mehrere Lesungen und begründete damit eine kleine österreichische Fan-Bubble in Wien. Sie arbeitet in der Strahlentherapie am AKH mit Krebspatienten in allen Stadien. Dass sie „Trude” schwerkranken Menschen immer wieder als Hoffnungsbuch empfiehlt, rührt mich sehr.


Ein absolutes Highlight war es, Shokhan Kamil endlich persönlich zu treffen. Im Jahr 2022 hatte sie mich beauftragt, ihre Geschichte aufzuschreiben. Shokhan verließ als kurdische Jugendliche den Irak und migrierte nach Österreich, um einer Zwangsheirat zu entgehen. Shokhan erzählte mir, dass seit sie ihre Geschichte aufgeschrieben ist, ein „Vulkan in ihr ausgebrochen sei”. Es war schmerzhaft, sich noch einmal alles anzuschauen, aber das Erzählen habe neue Energie freigesetzt und sie sei ein selbstbewussterer Mensch geworden. Mittlerweile komponiert Shokhan eigene Lieder, singt auf der Bühne und hat sich eine Präsenz in den sozialen Medien aufgebaut. Das hätte sie sich vor drei Jahren nie zugetraut. Es gibt nichts Beglückenderes, als Geburtshilfe zu leisten und die Entwicklung eines Menschen mitzuverfolgen.


Ich besuchte meine Freundin Uli Monschein in ihrem Atelier in der Kutschkergasse und war einmal mehr von ihrem künstlerischen Schaffen verzückt. Im Heidi-Horten-Museum erfuhr ich, wie die Kunstsammlerin zu ihrem Milliardenvermögen aus einem Unrechtsregime des Nationalsozialismus kam und wie sie sich gemeinsam mit den Kuratoren der Verantwortung für das Kunsterbe stellt. Bei einem Radtour entlang der Donau kam ich ungeplant nach Klosterneuburg und entdeckte einen Trauerraum. Die schön gestaltete Ausstellung lud zur Auseinandersetzung mit Trauer und Sterblichkeit ein. Ich war tief bewegt und nehme wichtige Elemente für die Biografiearbeit mit.


Die Lieblingsmenschen in Wien und die kurze Begegnung mit meiner Endlichkeit führten mich zu der Erkenntnis der Woche: Wer wäre ich ohne meine Bande? Wo wäre ich ohne die Menschen, die mich seit Jahren begleiten, mit mir feiern und mir in schweren Stunden eine Schulter zum Anlehnen oder ein Ohr anbieten? Was wäre ich ohne sie, denen ich mich gerne verschenke und die mit meiner Komplexität zurechtkommen? Diese Frage hat mich dazu geführt, eine Bestandsaufnahme meiner Bande zu machen und meinen Weggefährten mitzuteilen, was sie mir bedeuten. Auch in Wien spielt die Musik. Es gibt dort Menschen, die ich zu meiner „Gang” zähle. Und ich hatte den Impuls, einen Kurs "Meine Bande" dazu zu konzipieren. Er ist ganz neu auf der Webseite zu finden.



 
 
 

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